Dresscode Vielfalt – Gerechtigkeit ins Grundgesetz
"Die Würde des Menschen ist unantastbar" – Altbundespräsident Christian Wulff hat jüngst in Reden und Interviews wiederholt betont, dass Artikel 1 für ihn der schönste Satz in deutscher Sprache
sei. 75 Jahre ist es jetzt her, dass mit dem Grundgesetz und seinen Gleichheits- und Freiheitsprinzipien das Ende des nationalsozialistischen Unrechtsregimes endgültig besiegelt worden ist.
Eigentlich ein sehr, sehr guter Grund zum Feiern… wenn nicht gleichzeitig die Angriffe auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung in beängstigender Intensität zunehmen würden. Ende
vergangenen Jahres haben sie in den rechtsextremen Remigrationsfantasien aus Potsdam einen ziemlich widerlichen Höhepunkt erreicht.
Mal als genderideologisch, mal als jugendgefährdend gebrandmarkt – auch die queere Community sieht sich immer wieder im Fokus von Hetze und Ausgrenzung durch einschlägige Kreise. Und sie muss
sich dabei bewusst sein, dass die über Jahrzehnte errungenen Rechte fragiler denn je sind.
Es ist nicht mehr undenkbar, dass Gleichstellung auch wieder der Vergangenheit angehören könnte, ... einer überwunden geglaubten Vergangenheit, in der trotz Diskriminierungsverbotes im
Grundgesetz die strafrechtliche Verfolgung homo- und bisexueller Männer nicht hat verhindert werden können. Und in der man Ehe und Familie zwar unter die besondere Obhut des Staates gestellt hat,
der Regenbogen aber nicht dazugehörte. Denn queere Menschen bilden die letzte von den Nazis verfolgte Gruppe, die noch keinen expliziten Schutzstatus im Grundgesetz hat.
Also... es ist dringend an der Zeit zu handeln – machen wir das Grundgesetz stärker, damit es sich für uns stark macht. Es braucht kein ganz neues Gewand, aber ein wenig frische Farbe kann nicht
schaden. Die Vielfalt der Gesellschaft muss sich in unserer Verfassung widerspiegeln und das Merkmal der sexuellen und geschlechtlichen Identität in den Artikel 3 aufgenommen werden – damit das
bisher Erreichte auch zukunftssicher ist.
In diesem Sinne: Happy Birthday, Grundgesetz! Und Happy Pride!
HIER geht es zum Grußwort als Videobotschaft
Liebe Braunschweiger*innen,
liebe queere Community,
es ist mir eine besondere Ehre, in diesem Jahr Schirmherr des Braunschweiger CSD zu sein. Unsere Stadt, sie lebt durch ihre Vielfalt – der Vielfalt an Menschen und ihren Lebensentwürfen.
Das diesjährige Motto des CSD „Dresscode Vielfalt – Gerechtigkeit ins Grundgesetz“ stellt für mich eine Verpflichtung dar: Es ist unsere gemeinsame Aufgabe – es ist Aufgabe des Staates – queeres
Leben zu schützen und die Rechte von LSBTI*-Personen weiter zu stärken. Hass und Hetze oder gar Gewalt, ob im Alltag oder auch am Rande von CSD-Demos, sind inakzeptabel.
Braunschweig versteckt seine Vielfalt nicht. Im Gegenteil: Wir sind stolz auf unsere queere Community. Deshalb hat es mich besonders gefreut, dass ich vor kurzem den Regenbogenstreifen am
Friedrich-Wilhelm-Platz einweihen durfte. Ein Gemeinschaftsprojekt als sichtbares Bekenntnis zu einem toleranten, einem weltoffenen Braunschweig – mitten im Herzen unserer Stadt.
Nach wie vor gibt es viel zu tun, wenn es um den Abbau von Diskriminierung gegenüber queeren Menschen geht. Eines der wirksamsten Mittel gegen Hass und Ausgrenzung ist und bleibt dabei das Thema
Aufklärung.
In diesem Sinne bin ich dankbar, dass es auch diesmal ein facettenreiches Rahmenprogramm zum CSD gibt, bei dem neben dem Aspekt des Informierens vor allem auch das Networking innerhalb der
Community und darüber hinaus im Vordergrund steht.
Ich wünsche uns allen einen wie immer lautstarken und kämpferischen CSD – Happy Pride!
Ihr/Euer
Thorsten Kornblum
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